JA, nun bin ich wieder da. Fünf Monate sind vorbei und mir geht es bestens. Wer hätte das gedacht. 6 Tage zurück in der Welt, in die ich hinein geboren wurde. “Meine” Welt. “Meine” Sprache. “Meine” Kultur. “Meine” Freunde.”Mein” Leben. Zurück sein. Ein schönes Gefühl. Und doch macht sich schon jetzt ein schleichendes Gefühl im Bauch breit- vermissen.”Die” Welt. “Die” Sprache. “Die” Kultur. “Die” Freunde. “Das” Leben….
Zurück sein, durchatmen- von einer langen Reise- und Vermissen, Gefühle, die verdammt eng zusammen liegen. Doch das Loch in meinem Bauch wird gefüllt- ich weiß, ich bin in zwei verschiedenen Welten zu Hause und bin fähig dazwischen zu leben! Ich muss mich nicht einer Welt anpassen und die andere, die weit weg ist, fallen lassen. Nein, ich kann und will sie vereinen! ”
….ich habe wieder ein Stück der Welt, ein Stück mehr vom Leben verstanden, in dem ich die Welt und das Leben kennen gelernt hab. Für mich ein Ding der Unmöglichkeit, dies vom Schreibtischstuhl aus zu versuchen…
Katja Becker – EAC Volunteer schreibt aus Kenya
Ein vielleicht (vorerst) letzter Gruß aus dem mittlerweile regnerischen Kenya. Ja, nur noch 5 Tage, dann mache ich mich auf den Rückweg nach Deutschland. Komme am 16.7. um 13.49 mit dem Flug EK 59 in Hamburg an, freu mich auf bekannte Gesichter in der kalten Halle und auf Erdbeertorte. 5 Monate. Es reicht, ich bin am Ende meiner Kräfte, die Malaria hat mir mal wieder die letzten Energiereserven genommen. Ich freue mich auf vertrautes, auf meine eigene Sprache, auf S und U Bahnen, saubere Toiletten, heile Straßen, auf Freunde und Familie die in meinem Gesicht Gefühle und Gedanken lesen können.
Freue mich auf mein eigenes Kopfkissen, auf mein Leben im Bauwagen, auf Vanilleeis mit Eierlikör. Ja, ich freue mich auf Dinge, die einem nur bewusst werden, wenn man sie für längere Zeit verlässt… Und dennoch fällt es verdammt schwer zu realisieren, was ich alles in 5 Tagen verlassen werde. Der einzigste Trost ist- ich plane bereits den nächsten Aufenthalt. Und es ist ein tolles Gefühl, 2 Welten zu kennen in denen man leben kann, denn beide Welten haben ihre Vorteile, ihre guten und schlechten Seiten. Und niemand sollte Angst davor haben, die andere Welt kennen zu lernen, denn nur durch Versuche wachsen wir und geben uns selbst eine Chance, herauszufinden, was wir wollen, wo unser eigens definierter „Sinn des Lebens“ liegt. Für mich selber ist es verdammt wichtig, Wege zu gehen, vielleicht sogar neue Wege zu schaffen aber dabei immer den Rückweg im Blickwinkel zu behalten, falls ich einem falschen Weg gefolgt bin.
Die Email, die ich vor einiger Zeit von einer guten Freundin bekommen habe, möchte ich fuer alle beantworten, da ich denke, dass sich viele mit derartigen Fragen beschäftigen wenn sie an Afrika denken. Sie hat mich traurig, wütend, nachdenklich und stolz zugleich gemacht. Ja, auch ich habe nach meinem Aufenthalt in Nigeria oft gedacht- warum lässt man nicht einfach die Finger von diesem Kontinent, gibt Afrika Zeit, sich selbst zu entwickeln. Doch immer wieder kommt ein Satz von einem für mich schlauen Menschen in den Kopf zurück- „wer lässt schon freiwillig die Hände vom größten Selbstbedienungsladen der Welt??“ Bevor sich humanitäre Entwicklungsorganisationen aus Afrika ziehen, müssen in meinen Augen alle Industriemächte verschwinden.
Und das wird nie geschehen… Du fragst, ob ich das Volk nicht entmündige, indem ich einfach nur gebe. Wie kann ich ein Volk entmündigen, welches noch nie eine Stimme hatte?? Im Gegenteil, helfe ich nicht eher, indem ich eine Schule baue, Lehrer bringe somit Bildung, dass sich ein Volk erhebt, nachdem es seine Rechte kennt?? Im Gegenteil, helfe ich nicht eher, indem ich ein Krankenhaus baue, Ärzte ausbilde und somit Gesundheit bringe, dass sich ein Volk erhebt, da es jetzt stark genug ist um auf die Straße zu gehen?? Ja, die Armut müsste nicht sein, der Staat ist reich genug.
Doch die Korruption ist zu hoch, und die unterste Schicht ist die, an die nicht gedacht wird und die, die leidet. Und für die bin ich hier… Mein großes Ziel ist es, mit den Menschen aus Kenya, Kaplomboi und den Menschen in Deutschland eine Brücke zu bauen. Eine Brücke für Verständnis, eine Brücke, damit sich jeder von euch sein eigenes Bild von der Welt machen kann. Denn um eine Welt zu werden ist es wichtig, die verschiedenen Welten zu kennen und zu verstehen. Ich möchte jedem von euch eine Hand reichen damit niemand sagen kann- man-nein ich- müsste noch viel mehr tun als einfach nur so daher zu leben…
Ich habe den ersten Stein für die Brücke gesetzt und hoffe von euch Hilfe in Form von Zement, Ratschlägen oder gar Steinen zu bekommen… Danke für eure Unterstützung, ich freu mich auf einen Gedankenaustausch mit euch am Lagerfeuer, in der Küche oder beim Picknick im Wald, denn es gibt noch so viel zu sagen