Von Martina Senders und Chris Ezeh
Wenn ich an Afrika denke, denke ich an einen großartigen Kontinent und kein Land! Ich denke an die Schönheit, an Heimat, an lachende Gesichter und Gastfreundlichkeit gegenüber Fremden, an Musik, an Reichtum an kulturellen Werten und an Respekt gegenüber anderen, insbesondere gegenüber den Ältesten, ich denke aber auch an die Wiege der Zivilisation und Menschheit. Wenn ich an Afrika denke, sehe ich lachende Gesichter, Menschen, die für ein besseres Leben kämpfen anstatt die Köpfe hängen zu lassen, zu resignieren und zu meckern.
Ich denke an den privaten Sektor, der wirklich hart arbeitet, um afrikanische Lösungen für afrikanische Probleme zu finden. – Ich erinnere mich an die großartigen Rhythmen und die wunderschöne Flora und Fauna. Ich denke an die über 54 Länder mit ihrer hohen kulturellen Diversität und nicht zuletzt an all die vielfältigen natürlichen Ressourcen und an eine sehr junge, dynamische Population….. und Sie? Welche Bilder von Afrika haben Sie in Ihrem Kopf? Wahrscheinlich nur die nicht zu Ende gedachten, in Verruf bringenden Bilder, die durch die Medien verbreitet werden? Wenn Ihre Antwort darauf Ja lauten sollte, dann ist dieser Artikel auch für Sie.
Der FIFA World Cup 2010 in Südafrika hat Vielen gezeigt, was ein afrikanisches Land sonst noch zu bieten hat außer allem Fremdartigen. Zuallererst hatten die Journalisten die Chance, sich in Südafrika für eine längere Zeit aufzuhalten und, sofern sie wollten, nicht nur über den Sport zu berichten, sondern auch das andere Afrika zu entdecken: Das Afrika, über das niemand in den westlichen Medien berichtet. Die guten Nachrichten: Ein afrikanisches Land war imstande, mittels gut durchdachter Strategien neue Arbeiter einstellen zu können, um Highways zu verbessern, einen neuen Flughafen zu bauen (in Durban), existierende Flughäfen zu vergrößern und neue Stadien zu bauen – und all dies wurde im vorgegebenen Zeitrahmen vollendet.
Es gab außerdem ein noch nie dagewesenes Niveau internationaler Kooperation mit Südafrika auf Gebieten der Sicherheit. Ebenso bemerkenswert ist der Anstieg an Zentren des gemeinsamen Vorgehens an allen Austragungsorten der Weltmeisterschaft und an 56 Gerichte im ganzen Land, um mögliche mit der WM in Zusammenhang stehende Fälle verhandeln zu können. Dieser hohe Grad an Einfallsreichtum bei Planung und Logistik verdient die Aufmerksamkeit der westlichen Presse.
Südafrika wurde 2004 als Gastgeber des World Cup ausgewählt. Infolgedessen übertraf die Höhe der ausländischen Investitionen (Foreign Direct Investment, FDI) in Südafrika die sämtlicher anderer afrikanischer Länder bei weitem. In der Rangliste des FDI-Magazins 2009/10 erreichte Südafrika zum dritten Mal den Titel des Top African Country of the Future (Afrikanisches Land mit der besten Zukunft). Der Weltinvestmentbericht der United Nations Conference on Trade and Development (Konferenz der Vereinten Nationen für Handel und Entwicklung) für 2008 bewies, dass Südafrika im Jahr 2008 FDI-Einnahmen in Höhe von 9 Milliarden gegenüber 5.7 Milliarden Dollar im Jahr 2007 hatte.
Ungeachtet dieser Zahlen besteht weiterhin ein stetig wachsendes Interesse an ausländischen Investitionen (FDI) in Südafrika.
Der Abschluss des ersten Abschnittes des „Gautrain“, der ersten Hochgeschwindigkeitszuglinie in Afrika ist ein günstiges Fallbeispiel. Wenn der „Gautrain“ fertiggestellt ist, wird er die Attraktivität des Industriestandortes zwischen Johannesburg und Pretoria maßgeblich für potentielle ausländische Investoren erhöhen. Südafrika war ebenso in der Lage Veranstaltungsorte der Fußball-WM zu planen und zu errichten und Investitionen in Infrastruktur, Sicherheit usw. zu tätigen. Ein Großteil der Infrastrukturausgaben in Höhe von geschätzten 40 Milliarden Dollar für die WM wurde für Stadienerweiterungen und Straßenausbau verwendet.
Die öffentliche Wahrnehmung von Afrika basiert oft auf stückhaften, ungenauen, manchmal abwegigen Vorurteilen und Bildern von Afrika. Diese Bilder und falschen Darstellungen werden zur Grundlage dessen, woraus die Menschen ihr Allgemeinwissen (oder Vorwissen, wie es Experten auch nennen) zu Afrika bilden. Wenn Menschen sich ständig bestimmten Bildern oder falschen Darstellungen ausgesetzt sehen, entwickeln sie bekanntlich Stereotypen oder Verallgemeinerungen, die sie dann mit einer bestimmten Bedeutung auf Personen oder Dinge übertragen.
Verallgemeinerungen und Stereotypen sind häufig die Grundlagen für Erklärungsversuche, um Ereignisse zu interpretieren und Verhaltensmuster sowie kulturelle Praktiken anderer zu analysieren.
Eine wichtige multikulturelle Dimension, die in diesem Sinne angesprochen werden muss, ist die Darstellung des afrikanischen Kontinents in den Nachrichtenmedien. Dieses Bild Afrikas in den Medien basiert auf meist negativen, Aufsehen erregenden Ereignissen, die oft den Zwiespalt des europäischen Kolonialdenkens im 19. Jahrhundert reflektieren. Es scheint, als ob im Westen nur die negativen Berichterstattungen von den Nachrichten herausgefiltert würden: „Vereinigte Staaten marschieren in Somalia ein – Bekämpfung von Komplizen örtlicher Stammesführer“, „Blutbad in Ruanda bei Ausbruch von Stammeskriegen“, „Zulu-Krieger auf Amoklauf in Südafrika.“ Ob durch Sensationsjournalismus oder ethnische Voreingenommenheit: das durch diese Vokabeln hervorgerufene Bild unterscheidet sich wenig von der einseitigen Berichterstattung im 19. Jahrhundert, die einige der frühen europäischen und amerikanischen Abenteurer verursacht haben. Beispielsweise schrieb Henry M. Stanley
„In Darkest Africa“ (1890): Am Nachmittag versammelten sich Mazambonis Krieger, 1000 Mann stark, um den unblutigen Sieg über Musiri in Form eines Kriegstanzes zu feiern. Tanzen in Afrika besteht hauptsächlich aus vulgären, teils extravaganten Gesten, Sprüngen und Verrenkungen des Körpers, während eine oder mehrere Trommeln den Takt angeben. Es gibt immer einen Überfluss an lautem Lärm und Gelächter und es dient dazu, die Barbaren zu unterhalten, wie das dem Derwisch gleichen Rumwirbeln und Drehen dem zivilisierten Volk dient. (Stanley 1890, Vol.1:436) “Schon wieder!” Ein Mann aus einem afrikanischen Land läuft Amok auf der Hamburger Reeperbahn; die Schlagzeile schreit: „Afrikaner Amok gelaufen“. Die einzigen Nachrichten aus Afrika, die wirklich berichtenswert sind, müssen Unterschlagung von Geldern, Ebola-Virus, AIDS, Katastrophen und Hungersnöte beinhalten. Warum müssen Nachrichten und Bilder von Afrika in den Massenmedien immer Berichte von Leid und Katastrophen sein? Warum muss jeder afrikanische Medienbericht von Elend handeln? Warum muss diese Art von Nachrichten über Afrika immer als allgemeingültig behandelt werden?
Viele Leute stört es nicht, wenn Nachrichten einen ganzen Kontinent plötzlich in ein Land pressen wollen: Zum Beispiel, wenn Gambia oder Kenia auf einmal als Synonym für den gesamten Kontinent verwendet wird. Ein für Afrikaner schockierendes Beispiel derartiger Berichterstattung ist eine verleumderische Titelreportage einige Jahre zuvor im Nachrichtenmagazin Der Spiegel, mit der abscheulichen Schlagzeile: Elendskontinent Afrika – Rettung durch die Weißen? In diesem Fall war es nur ein Bericht über die frühere Situation in Somalia, doch durch den journalistischen Einfluss eines Einzelnen wurde Somalia Repräsentant des gesamten afrikanischen Kontinents. Viele Afrikaner reagieren enttäuscht, wenn sie die Darstellung von Afrika als Land in den täglichen Nachrichten sehen. Wenn Bürgerkrieg in Liberia ausbricht, ist ganz Afrika im Krieg. Wenn religiöse Fanatiker die Kontrolle über Kano/Kaduna übernehmen, heißt es am nächsten Tag: „Afrika in der Krise“.
Die Nachrichtenagenturen der afrikanischen Länder verschlagzeilen nicht nur: „Europa – ein Kontinent unter Beschuss“, weil Bosnien in einer Krise steckt oder als Ergebnis von Unruhen der IRA in Irland, oder Chaos in Spanien durch die ETA-Gruppierungen oder weil islamische Fundamentalisten in Madrid und London Bombenanschläge verübt haben. Als Journalist eines afrikanischen Landes habe ich nie die Schlagzeile „16 Menschen sterben bei Schießerei an einer Schule in Europa“ gelesen, anstelle von „16 Menschen in Schule in Winnenden, Deutschland erschossen“ oder „Schüsse in Schule: 18 Tote in Erfurt, Deutschland“. Warum machen die westlichen Medien dies mit afrikanischen Themen und Geschichten?
Afrikas Ressourcen, Länder, Menschen und Kulturen wurden enteignet. Chauvinistisches Verhalten führte zu einer massiven Störung der Normen und Werte der afrikanischen Bevölkerung, künstliche territoriale Grenzen (das Gedränge um Afrika: Konferenz zur Aufteilung Afrikas in Berlin, 1884-85) durch kommunale Gebiete forcierten die Anpassung an die europäische Kultur und wurden durch alle Institutionen der Gesellschaft in Europa gebilligt.
Die Presse der frühen Darwinschen Jahre und ihre heutigen Nachfolger setzen eine Tradition fort: Stereotype und Pomp, Befangenheit und Verachtung sind oft das A und O der Berichterstattung über Afrika. Dieser allgemeingültige Ansatz bei der Behandlung von afrikanischen Themen (Afrika von einem Kontinent auf ein Land zu reduzieren) geht in allen Bereichen weiter. Die Werbeindustrien des Westens sind die Hauptangeklagten. Beispielsweise die erst kürzlich von Tchibo in Deutschland veröffentlichte Werbekampagne: Baumwolle ist nicht in einem afrikanischen Land hergestellt worden, sondern wird einfach zu „Cotton made in AFRICA“.
In Reportagen wird von neuen Ereignissen in Afrika wie folgt berichtet: Truppen aus den Vereinigten Staaten sind in Somalia einmarschiert, Ruanda erfuhr einen sehr gewaltsamen Bürgerkrieg, Südafrika hatte eine Gewaltperiode, die zu Nationalwahlen führte. Die Berichte über diese Ereignisse dauern anscheinend nur so lang, wie die Gewaltwelle anhält. Haben die US-Truppen Somalia erst einmal verlassen, verschwindet Somalia aus den Medien. Haben die Kämpfe in Ruanda erst einmal aufgehört, tun es ihnen die Medien gleich. Hat die Gewalt rund um die Wahl in Südafrika erst einmal aufgehört, findet keine Berichterstattung über Afrika mehr statt.
Die Lebensweisen von annähernd 700 Millionen Menschen aus 54 Ländern, die, für Nichtafrikaner unvorstellbar, multikulturelle, polyethnische, polyreligiöse, multipolitische und megaökonomische Gruppen repräsentieren, werden fortlaufend angekreidet. Wer berichtet von afrikanischen Erfindern, Wissenschaftlern, Künstlern und Musikern? Afrikas unüberschaubarer Reichtum an Natur, welcher kaum für die einheimische Population greifbar ist und das Ökosystem der Natur sind durch die unbändige Gier nach Verbrauch des Westens stark bedroht.
Dieses Thema wird von Konsumenten in den Metropolen Europas, Japans und Nordamerikas ignoriert oder nicht bemerkt. Die USA verbraucht rund 60% der weltweiten Ressourcen, macht aber nur einen Bruchteil (4,1%) der Weltbevölkerung aus. Mit einem einzigen journalistischen Federstrich werden die Afrikaner, ihr Kontinent und ihre Nachkommen herabgewürdigt zu einem Nichts: Eine uneinnehmbare Festung von Krankheit, Naturreligion, Wildheit, Krieg, Hunger, Despotismus, Primitivismus, Armut und allgegenwärtigen Bildern von Kindern mit aufgeblähten Bäuchen. Was außen vor gelassen oder in den Berichten ignoriert wird, sind die Beweggründe, die zu diesen Problemen für die afrikanischen Nationen geführt haben oder daraus hervorgingen. Die westlichen Medien sollten ihren Lesern eine tiefgründige Berichterstattung präsentieren. Ein Hauptanliegen in Somalia ist es, eine Nation zu bilden, in einem Land, das traditionell aus vielen weit verstreuten Familien besteht. Eigeninitiative ist nicht nur den vermeintlich gut situierten Nationen vorbehalten. Man findet wohl kaum ein stärker durch Krieg verwüstetes Land als Somalia, das seit mehr als einem Jahrzehnt ohne Regierung lebt.
Die große Überraschung? Eigeninitiative floriert. Mogadishu hat die billigsten Mobile Telefontarife auf dem Kontinent, was es vor allem dem Fakt verdankt, dass es keine Einmischungen seitens der Regierung gibt. Im Norden von Hargeysa verkaufen die Läden die neusten Satellitentelefon-Technologien. Als der Staat im Jahr 1991 kollabierte, brach dadurch auch die nationale Fluggesellschaft zusammen. Heute gibt es fünf private Träger und durch den andauernden Preiskampf können die Ticketpreise konstant niedrig gehalten werden. Das ist allerdings nicht das Somalia, das von den Medien dargestellt wird. Wer berichtet über diese Aspekte?
Die Probleme in Ruanda sind Rassenhass und versuchter Völkermord. Die wahre Geschichte Südafrikas ist die dynamische Veränderung eines großen, ehemals rassistischen Landes zu einem demokratischen Vielvölkerstaat. Afrika ist aber auch ein Land der Börsen, der schnellen Aufstiege, der Internetcafés und einer wachsenden Mittelklasse. Das ist der Teil Afrikas, der ohne Probleme funktioniert. Daher braucht auch dieses Afrika die Beachtung der Medien, wenn es jemals eine Chance auf Anschluss an die Weltwirtschaft bekommen soll. Das Bild Afrikas in den Medien ist teuer erkauft – im Extremfall mit Menschenleben.
Ein paar Fakten. Die Börse Ghana ist immer wieder an der Spitze der am besten arbeitenden Börsen der Welt. Botswana, mit seiner A+- Bonität, rühmt sich einer der höchsten Pro-Kopf-Sparprogramme der Welt, nur übertroffen von Singapur und einer Handvoll anderer, finanziell gut gestellter Nationen. Mobiltelefone erzielen einen außergewöhnlich hohen Erfolg und Profit auf dem Kontinent. Markennamen wie MTN, Coca-Cola, GM, Caterpillar und Targobank haben in Afrika investiert und blicken optimistisch in die weitere Zukunft.
Oftmals ist Afrika nicht auf dem Investitionsplan der Firmen und taucht auf keiner ökonomischen Weltkarte auf. Die boomenden Börsenmärkte tauchen fast nie in Finanzreporten der Tageszeitungen oder im Fernsehen auf. Für diese Journalisten beginnt die Welt mit dem Dow Jones Index in New York, geht weiter in Deutschland mit Euronext und dem DAX der Deutschen Börse und hört mit dem Nikkei Index in Tokio auf. Wie oft wird ein afrikanisches Land im Reise-Rubriken einer Zeitung erwähnt, einmal abgesehen von Südafrika, Kenia, Ägypten oder Marokko? Sogar die Welt-Wetterdienste führen nur wenige afrikanische Städte auf.
Das bekannte Online-Bezahlsystem Paypal beinhaltet noch nicht einmal alle afrikanischen Länder in seiner Liste – auch das große Nigeria, immerhin reich an Öl, ein Land mit 140 Millionen Einwohnern, wird von Paypal ignoriert. Europäische Fluglinien und Telekommunikationsgesellschaften haben nur begrenzte, oft sehr eingeschränkte und stark überteuerte Tarife für afrikanische Ziele und Länder. Das Ergebnis all dieser Politik und Darstellung ist ein Afrika, mit dem sich der Westen nicht identifizieren kann. Afrika erscheint so fremd, so anders und unverständlich. Das Verhältnis ist mangelhaft, und Ignoranz ist das Ergebnis.
Geschichten über Elend und Tragödie zielen darauf ab, unser Herz zu treffen, uns dazu zu bringen, in unsere Tasche zu greifen oder unsere Kongresse und Parlamente zur Sendung von mehr Förderungsmitteln zu bringen. Kein Land und keine Region jedoch entwickelten sich aufgrund der Förderung allein. Investitionen und das Wachstum von Arbeitsplätzen und Reichtum, die dadurch entstehen, sind der einzige Weg zur nachhaltigen Entwicklung. So haben es China, Indien und die sogenannten Tigerstaaten (Südkorea, Taiwan, Singapur und Hongkong) gemacht. Und das Fehlen der Investitionen führt zur Flaute in den Arbeitsmärkten, andauernder Armut und beschränktem Zugang zu Bildung und medizinischer Versorgung.
Der Fehler, nur diese Seite Afrikas allein zu zeigen, führt zu einer ein-dimensionalen Karikatur eines komplexen Kontinents. Stellen Sie sich vor, dass die Szene einer Schießerei in einer Schule durch einen Teenager in Leutenbach in Süddeutschland oder die Schießereien in Tuusula (50km nördlich von Helsinki in Finnland) oder, noch schlimmer, die Bilder vom 11. September und der Bombenanschlag in Oklahoma City alles wäre, was der Rest der Welt von Europa oder Amerika wüsste. Wenig wird über Afrikas strategische Bedeutung für die so genannten Industrienationen gesagt; seine Unentbehrlichkeit und Relevanz für die globale Entwicklung und Technologie und den Reichtum der Nationen, die sich aus der unfreiwilligen Weite Afrikas herleiten, werden in den Medien nicht erwähnt. Ohne Zugriff auf bestimmte Rohstoffe aus Afrika würde die Industriemacht des Westens austrocknen wie „ein Flussbett in der Sahara“.
Noch weniger wird von den Medien oder sonst wem über die unschätzbare Menge an gestohlener afrikanischer Kunst und afrikanischem Handwerk berichtet, das in privaten Sammlungen oder Museen endet: Wie viele millionenschwere afrikanische Kunstgegenstände sind heutzutage in Europa und Amerika in Museen weggeschlossen? Was ist mit dem unschätzbaren Wert an Tantiemen, der durch afrikanische Bücher, Kalender und andere künstlerische Veröffentlichungen entstanden ist und der, wenn überhaupt, nur in geringem Teil den afrikanischen Künstlern zu Gute gekommen ist? Riesige Profite durch Tantiemen, Provisionen, Ausstellungen, Dokumentationen, Filmen, Shows und anderen Bereichen in den Kunstmärkten der USA und der restlichen Welt werden gescheffelt von ausgewanderten Kaufleuten. Einzigartige afrikanische Textildesigns werden heutzutage von anderen weltweit agierenden Wirtschaftsunternehmen geschmuggelt oder unverhohlen kopiert.
Es ist unzweifelhaft, dass große Teile des heutigen Wissens ihre Ursprünge und Grundlagen in Afrika haben: Kemet (Ägypten) als Vorreiter auf allen Gebieten menschlichen Handelns und für das Fundament der Welt, auf dem die nachfolgenden Erkenntnisse sich aufbauen, gab sein Wissen großmütig an die Nachwelt weiter: eine Welt, die sich weitaus gemächlicher ohne die Unterstützung der hochentwickelten und bestens organisierten dynastischen Bevölkerung zur Zeit des antiken Kemet. Ihre Geschenke an die Welt auf dem geistigen Gebiet wie auch in allen anderen Bereichen der menschlichen Entwicklung sind eindeutig: Mathematik, Naturwissenschaft, Astrologie, Architektur, Medizin, Bauwesen, Kunst, Sprache, Metaphysik, Religion und Spiritualität.
Es ist eine mediale Täuschung, wenn wir berichten, dass Afrika weit hinter dem Rest der Welt liegt in Bezug auf IT-Technologien, aber dass wir verschweigen, dass Afrikaner gleichzeitig auch das wenige nutzen, was ihnen zur Verfügung steht. Welche Form der Annäherung muss noch geschehen, damit eine journalistische Professionalität erreicht wird, um eine ausgewogene, objektive und faire Berichterstattung zu Ereignissen egal wo in Afrika zu gewährleisten? Mit dieser Frage werden wir uns in den „EuroAfricaCentral Network Spezialseminaren und Workshops für Journalisten und Medienprofis zum Thema „Berichten über Afrika“ befassen.