Amsterdam: Eine Stadt, die zwischen Multikultur und den Barrieren der kulturellen Integration jongliert. Das EuroafricaCentral.com Team fuhr zu Forschungszwecken nach Amsterdam, die Hauptstadt der Niederlande: Eine Sache wird dem Amsterdam Besucher, insbesondere den binationalen Paaren, sofort ins Auge stechen: In der multikulturellen Metropole Amsterdam spielen Hautfarbe und Herkunft keine Rolle. Hier kann der Besucher eine ägyptische Wasserpfeife rauchen, türkisches Brot essen, javanisch-surinamische Roti probieren oder afrikanische Yamswurzel in einem normalen Supermarkt kaufen. Aufgrund der holländischen Handels- und Entdeckungsgeschichte kam es in Amsterdam zu den größten Nicht-Holländische Gruppierungen. So immigrierten in die Niederlande schon vor Jahrzehnten Javanesen und Molukken aus Indonesien (frühere Kolonie der holländischen Ostindischen Inseln), die Afrosurinamesen, die indischen Hindustani- Surinamesen und die muslimischen Javani-Surinamesen von Surinam (früheres holländisches Guyana in Südafrika) und die Antillen und Arubanen aus der Karibik.
Chinatown in Amsterdam entstand durch die maritime Vergangenheit der Niederlande und die jüdische Gemeinde der Hauptstadt spiegelt die jahrzehntelange Toleranz sowie das Ergebnis des zweiten Weltkrieges wider. Jüngere Gruppierungen aus der Türkei und Marokko kamen in den 60er Jahren in die Niederlande und schlossen die Lücken auf dem Arbeitsmarkt.
NEMO Technologisches Museum
Vor kurzem kamen politische und wirtschaftliche Flüchtlinge aus Subsahara-Afrika nach Amsterdam – einmal mehr bewies die Niederlande Toleranz und allgemeines Verständnis. Touristen in Amsterdam werden immer wieder aufs Neue von der unglaublichen Toleranz und der Lockerheit dieses Lebensstils beeindruckt sein, die durch ein freundliches Lächeln in fast allen Geschäften, die man betritt, zum Ausdruck gebracht werden. Es scheint, jeder hätte hier im Lotto gewonnen, und sei daher frohen Mutes. Ungeachtet der Herkunft der Immigrantengemeinden geben diese Amsterdam ein vibrierendes, kosmopolitisches Flair, wie man es in keiner anderen Stadt der Niederlande finden wird.
Jede Gemeinde prägt mit ihren eigenen und ganz unterschiedlichen Läden, Cafés, Bars, Märkten und Festen das internationale Image Hollands.
Eine weitere Touristenattraktion sind Boote, die die Touristen über die Grachten durch die Stadt fahren. Auf den Dämmen sieht man viele schön dekorierte Bootshäuser, die allerdings nicht immer erste Wahl ihrer Bewohner waren, sondern auf die ausgewichen werden musste, da der Wohnraum in dieser Stadt sehr knapp ist.
Man findet hier ebenfalls den legendären Coffee- Shop “Grasshopper”, in welchem Menschen legal Gras kaufen können, ohne befürchten zu müssen, belästigt zu werden. Wir konnten außerdem Zeuge des berühmten Kwakoe-Festivals werden, einem Event, das im Sommer an sechs Wochenenden im Bijlmerpark in Süd-Osten Amsterdams stattfindet (Samstag-Sonntag, 10h-20h). Süßkartoffeln aus dem tropischen Afrika gibt es auf allen lokalen Märkten zu kaufen.
Das Festival erreicht seinen Höhepunkt nach 20 Tagen tanzen, essen und anderen kulturellen Aktivitäten. Bijlmer ist ein Vorort von Amsterdam, in dem viele Familien leben, die ursprünglich aus Afrika, Surinam (eine frühere holländische Kolonie) und den Niederländischen Antillen stammen. An den jeweiligen Ständen liest man die Aufschrift der verschiedenen Organisationen, die hinter den Aufführungen der Gruppen stehen. Viele Gruppen kommen aus unterschiedlichen Ländern Afrikas, beispielsweise aus Nigeria (insbesondere aus verschiedenen Teilen des Igbo-Gebietes). Ein besonderer Stand ist der Biafra Stand, an dem die Biafra-Sonne (Flagge) und verschiedene Embleme des ehemaligen Landes ausgestellt sind. Einen bleibenden Eindruck bei den Besuchern hinterlässt der unübersehbare Stand eines großgewachsenen Mannes mittleren Alters, der sehr elegant in der Nationalkleidung der Igbs gekleidet ist und mit sichtlicher Freude zu einer Melodie des nigerianischen Sängers Osadebe tanzt.
Wir sahen in dieser Vorstadt ein ganz anderes Holland. Die Leute leben in bestimmten Vierteln und haben nur wenig oder gar keinen Kontakt zu anderen Kulturen. Jede Gruppe hier beschäftigt sich mit seiner eigenen ethnischen Kultur und die Afrikaner, die wir trafen, sprachen kein Holländisch, obwohl sie oft schon über 10 Jahre in den Niederlanden leben. Ein Charakteristikum der Globalisierung ist der rapide Anstieg der internationalen Migration. Die meisten westlichen Länder haben konsequent den Migrationsfluss von den dezentralen Wirtschaftsgebieten getrennt. Daraus ist eine neue Migrantenkategorie entstanden: Die illegalen Einwanderer. Zuerst kamen mehr als die Hälfte der illegalen Einwanderer aus Ländern, die keine direkte wirtschaftliche oder politische Verbindung mit den Niederlanden (gehabt) haben. Die Globalisierung der Produktion und der Politik scheint von einer Globalisierung der Konsum- und Informationsgesellschaft begleitet zu sein, die den Migrantenfluss erzeugt.
Daraus resultiert ein zweites Problem in Amsterdam, die illegalen Einwanderer. Die meisten Immigranten der neuen Generation haben keine legale Aufenthaltsgenehmigung und leben versteckt in der Masse.
Ein Drittel der illegalen Einwanderer hat keinen Job oder arbeitet nicht für seinen Lebensunterhalt. Offensichtlich verursacht diese Angelegenheit in Holland ein Phänomen, wie es heutzutage fast überall in Europa zu beobachten ist: Die nicht erfasste Arbeitslosenrate. Man kann klar erkennen, dass es in Amsterdam eine sozial polarisierte Immigrantenunterklasse gibt. An den meisten von uns besuchten Orten war es nicht anders. Die von Immigranten (meist Afrikaner) bewohnten Häuser sind sehr alte, eng liegende Hochhäuser mit im Durchschnitt 10 Etagen pro Haus.
Die Einrichtung ist oft ärmlich und ungepflegt und die Kriminalitätsrate ist sehr hoch, obwohl es an jeder Ecke Überwachungskameras gibt. Hans van Amersfoort und Cees Cortie haben in New Community Vol. 22 No. 4: 671-687, © Journals Oxford Ltd ebenfalls über jene Tatsache geschrieben; der Titel lautet: Social polarisation in a welfare state? Immigrants in the Amsterdam region. Sie glauben folgendes: “In relation to employment, it is found that the Mediterranean groups, who generally do not display high educational qualifications, are disproportionately affected by unemployment or poor employment prospects.” (z.Dt. in Bezug auf die Arbeitslosigkeit kann man sagen, dass die mediterranen Gruppierungen, die in der Regel keine hochqualifizierte Ausbildung haben, unverhältnismäßig stark von Arbeitslosigkeit oder schlechten Aussichten auf dem Arbeitsmarkt betroffen sind.
Die Surinamesen, welche in der Regel eine hoch qualifizierte Ausbildung genossen haben, befinden sich zwar in einer besseren Ausgangsposition – diese ist jedoch nicht vergleichbar mit der eines Holländers. Da die Zahl der jungen Holländer auf dem Arbeitsmarkt gestiegen ist, werden nun auch für niedere Jobs von den Arbeitgebern eine bessere Ausbildung und gute Sprachkenntnisse verlangt.
Strand in Scheveningen
Der traditionell starke holländische Sozialstaat hat in einem beträchtlichen Ausmaß die negativen Effekte der Entindustrialisierung entschärft, besonders bezüglich des Wohnungsmarktes, auf den ein großer Teil des Wohnungsbestandes und der Mieten von den Gemeinden kontrolliert wurde.
Fatahu aus Ghana fasst zusammen, dass man im Großen und Ganzen sagen könne, dass die multikulturelle Erfahrung in Amsterdam zur Nachahmung anregen sollte. „Die Regierung ergreift nicht nur die richtigen Maßnahmen, um die Wohnungspolitik in den erwähnten Gebieten zu verbessern, sondern gibt den Ausländern in den Niederlanden auch das Gefühl, nicht aufgrund ihrer Hautfarbe oder Herkunft ausgestoßen zu sein. Du bist nur einfach Holländer, egal ob schwarz, gelb oder weiß und du wirst auch akzeptiert, wenn du nicht die Nationalsprache sprichst.”